Samstags-Marathon – Teil 3

Unser extrem langer Samstags-Ausflug ging also in die dritte Runde und so langsam etabliert es sich zur festen Gewohnheit. Warum? Die Wälder sind dort sehr unberührt, was es zwar zum einen wesentlich anstrengender macht, da Stolpern über querliegende Stämme, Weg bannen durch Gestrüpp und kriechen durch nahezu undurchdringliches Unterholz auf dem Programm steht (meine Arme singen ein Lied davon), aber zum anderen findet man eigentlich immer etwas – wenn man sich nicht nur auf Steinpilz & Co. fokussiert.

Da wir bei dieser Tour einen sehr weiten Weg zurücklegen, geht es immer schon zwischen 11 und 12 Uhr los, den Rucksack mit Proviant, Erste-Hilfe-Set und Wasser für uns beide gepackt und das obligarotische sonstige Equipment (Kamera, SD-Karten, Ersatzakku, Fernauslöser, GPS-Einheit, etc.) am Mann.

In diesen Abschnitten hatte der Regen der Vortage die Chance seine Wirkung zu entfalten, was meine Schuhe auf den grasbewachsenen Wegen gleich zu Beginn zu spüren bekamen. Boletaceae (Röhrlinge) zeigen sich von den bisherigen Regenmengen noch sichtlich unbeeindruckt und so fanden sich zunächst nur einige wenige Cantharellus cibarius (Pfifferling), bevor ich mit Molly unseren Spezial-Totentrompeten-Fleck aufsuchte. Ein erfolgreiches Unterfangen, denn es hatten sich erneut weitere Fruchtkörper gebildet, wenn auch deutlich weniger als noch vor einer Woche. Entweder bedeutet dies das Ende der Kraterellen in dieser Pilzsaison oder sie benötigen einfach noch ein wenig Zeit und weitere Regengüsse, bevor sie noch einmal richtig loslegen.

Wir machten uns dann auf den Weg in einen anderen Abschnitt und bevor wir den Weg bergauf in diese Richtung begingen, sah ich in einem zwischen zwei Wegen liegenden Laubwaldbereich einen Baumstumpf, der mit einem Pilz bewachsen war. Er stellte sich als Paxillus atrotomentosus (Samtfußkrempling) heraus, aber ganz in der Nähe wuchsen sehr interessante Pilze, die einen Baumstumpf besiedelten:

Eine Vermutung habe ich schon, was das sein könnte, ein Nachtrag diesbezüglich wird noch folgen.

Auf dem Weg zu unserem abgelegenen Raufußröhrlings-Wald dann doch eine Überraschung: mitten auf dem Weg, exakt an der selben Stelle wie vor einem Jahr, fand sich ein Boletus edulis (Fichtensteinpilz), der keck seinen Hut herausstreckte:

Ganz in der Nähe stand noch ein großes Exemplar, welches sich aber bereits dem natürlichen Ende seines Daseins näherte – somit also nur noch als Sporenschleuder zu gebrauchen.

Gefundene Exemplare des Lactarius volemus (Milchbrätling) hatten die heftigen Temperaturen gefolgt von starken Regenschauern nicht so gut überstanden, denn entweder waren die Stiele durchsetzt von Maden oder der gesamte Fruchtkörper vollständig durchnässt – ebenfalls nur noch zur Verbreitung des Sporenmaterials zu gebrauchen.

Im Rotkappen-Wald ein ähnliches Bild: alte Exemplare, die bereits im Zerfall begriffen waren, aber zur Überraschung dann zwei durch und durch akzeptable Brätlinge auf Laub nahe Buche und Birke. Besonders interessant gestaltet es sich in diesem Wald, wenn man auf große Distanz eine Rotkappe leuchten sieht – das sieht ungefähr so aus (leider sehr unscharf):

Der Weg durch dieses Labyrinth, Molly an der Leine vor mir, meist eifrig ziehend, ist oftmals ein wahrer Spießrutenlauf, bei dem ich sehr achtgeben muss, um nicht von quer abstehenden Ästen aufgespießt zu werden. Dafür fand sich dann noch eine junge Schwarzschuppige Rotkappe als Belohnung für die Strapazen.

Molly beobachtete einstweilen die Umgebung, was mir immer ein Gefühl von Sicherheit gibt, um nicht doch eines Tages in diesem dichten Unterholz von einem Rudel berserkender Wildschweine überrascht zu werden. Den kleinsten Laut, die kleinste Regung um uns herum registriert sie und zeigt es lautlos in Bordercollie-Manier durch ein Klappen des Kiefers an.

Aus diesem Abschnitt heraus, den selben Weg zurücklaufend, kamen wir dann an diesem wohl beim Hinweg übersehenen Boletus luridiformis (Flockenstieliger Hexenröhrling) vorbei:

Unser Weg führte weiter in Richtung Schirnding , dem Ort an der Grenze zur Tschechischen Republik, in dem ich aufwuchs und dessen Wälder mich an meine Kindheit erinnern. Natürlich macht auch vor ihnen die Forstwirtschaft nicht Halt, doch sind die Waldabschnitte hier so weitläufig, dass es einem nicht so sehr auffällt – zumindest scheint der Harvester-Einsatz hier etwas durchdachter stattzufinden und so hält sich die Anzahl der Schlammwüsten in Grenzen.

Entlang des Weges zeichnete sich bereits auf große Distanz dieses Bild ab:

Ich hatte es ja eigentlich schon erwartet, aber exakt an der selben Stelle wie vor zwei Wochen schon einmal einen so schönen Pilz zu finden, ist trotzdem etwas besonderes. Zudem sie so offen am Wegesrand stand, dass man sie nicht übersehen konnte.

Molly durfte dann ein kurzes, aber sicher erfrischendes Bad nehmen, was mir bei den mittlerweile gestiegenen Temperaturen auch gut ins Konzept gepasst hätte:

Auf große Distanz sah ich dann etwas aus dem Wald herausleuchten und es gab für uns nur zwei Optionen: die Neugier nicht siegen lassen oder durch ein Feld von Brennnesseln laufen. Es war ja klar, dass nur Option 2 in Frage kam. Wir wurden aber auch für unsere Hartnäckigkeit belohnt, denn dieser Lactarius volemus (Milchbrätling) war Nummer 3 des Tages:

Nun näherten wir uns auch schon dem verabredeten Treffpunkt, an dem uns Erika und Dita wieder abholen sollten. Der Akku meiner GPS-Einheit hatte leider schon kapituliert, aber da ich die Strecke aus den Aufzeichnungen der letzten Wochen bereits kenne, kann ich als zurückgelegte Distanz die 6-Kilometer-Marke angeben und die insgesamt vier Stunden Dauer unseres Ausflugs waren ein voller Erfolg – auch wenn der Korb derzeit nicht so voll wird, wie man es aus dem rekordverdächtigen Pilzjahr 2010 noch in Erinnerung hat.

Zuhause angekommen wurde dann noch mit Dita im Garten getobt, weil sie ja (noch) nicht mit auf die langen Ausflüge darf und dann eben so ihre Aufmerksamkeit bekommt.

Hier die Fotos des heutigen Tages als Galerie zu Durchklicken…

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