Selb statt Roth

Nun gut, fiel für uns also die Teilnahme am Pilzfreude-Sippentreffen in Roth (Taunus) in Ermangelung eines geeigneten Fahrzeugs ins Wasser – was bleibt einem dann anderes übrig, als die Zeit vor Ort sinnvoll zu gestalten und sich in den heimischen Wäldern zu bewegen.

Molly und ich machten uns also auf den Weg, trotz erstem Gedanken “…pack was zu trinken ein…” ohne Getränk für unterwegs, was sich aufgrund der drückenden Temperaturen als großer Fehler erweisen sollte. Wir durchkämmten die Wälder des Wellertals, der Regen hatte sich bereits bemerkbar gemacht, wenngleich die Funde nicht so üppig wie am Tag zuvor ausfielen. Dennoch stehen die kommenden Tage (bei anhaltenden Wetterverhältnissen) unter einem guten Stern, denn wechselweise Regen und Sonnenschein bei durchschnittlichen 15° bis 21° Celsius und zunehmenden Mond lassen die Pilze sprießen.

Die Funde setzten sich heute überwiegend aus Maronenröhrlingen, Mohrenkopfmilchlingen, Perlpilzen, Butterröhrlingen, Rotfußröhrlingen, Pfifferlingen und Sandröhrlingen zusammen. Besonderer Höhepunkt des Tages war der Fund zweier schöner Milchbrätlinge an der selben Stelle, wo sie sich auch im Vorjahr gezeigt hatten – nur deutlich früher als sonst.

Einige Fotos des heutigen Tages…

Röhrlinge, Reifpilze und Waldjuwelen

Der Plan für den heutigen Tag sah eigentlich ganz anders aus, als letztendlich umgesetzt – aber das ist ein anderes Thema. Wenn es nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hat, muss man eben Alternativen suchen – das habe ich getan, wenn auch… nun gut, das ist eine andere Geschichte.

Molly und ich durchkämmten einen stets sehr ergiebigen Wald, der aufgrund seiner Artenvielfalt und Stille ideal ist, wenn man ganz einfach den Kopf frei und den Korb voll bekommen möchte. Was soll ich sagen? Wir wurden nicht enttäuscht. Nahezu eine Stunde  war ich in einem Bereich von max. 50 x 50 Metern nur am Ernten und Molly wurde das so langsam lästig – alle paar Meter hiess es: Molly! Platz und bleib! Mit großartigem Herumtoben hatte das also recht wenig zu tun und ich war auch häufig gezwungen, sie an den unmöglichsten Stellen verweilen zu lassen, weil die Pilzkolonien überall den Boden großflächig anektiert hatten.

Eigentlich sollte man stets auf seine innere Stimme hören, die mir bereits vor Verlassen des Hauses riet: “…nehm den großen Korb…”, aber aus Gründen der Bequemlichkeit nahm ich nur den kompakten Korb mit, welcher sich schlagartig füllte, so dass ich mir überlegen musste, ob ich den Ausflug nun abbreche oder einfach das Sammeln sein lasse. Ich entschied mich für den besten Kompromiss: nur die besten in den Korb, alles andere blieb ohne Rücksicht auf Verlust zurück.

Die Artenvielfalt nimmt mehr und mehr zu: die ersten Reifpilze zeigen sich, Steinpilze direkt am Wegesrand, Kolonien von Pfifferlingen, Trompetenpfifferlinge, Hexenröhrlinge, Lärchenröhrlinge, Maronenröhrlinge, Rotfußröhrlinge, Sandröhrlinge, Perlpilze, Mohrenkopfmilchlinge, immer mehr Täublingsarten, etc. pp.. Die wirkliche Überraschung folgte aber erst, als wir bereits auf dem Rückweg waren und eine asphaltierte Waldstraße entlang liefen.

Die Steigung war wirklich sehr ermüdend, besonders weil die Kombination aus Regenfällen und anschließendem Sonnenschein eine sehr schwüle, drückende Atmosphäre erzeugt hatte. Neben der Straße, welche nur sehr sporadisch befahren ist, gibt es einen Grünbereich, der mir im letzten Jahr schon einen schönen Fund im September beschert hatte – mein Gefühl täuschte mich nicht und auch heute gab es dort eine sehr schöne Ausbeute… Cantharellus amethysteus alias Amethyst-Pfifferlinge und das in großer Zahl. Hier hiess es dann erst einmal den Korb abstellen, Molly musste wohl oder übel wieder im Platz verharren und ich begann zu ernten.

Nach diesem Fund war der Korb aber wirklich so voll, dass ich abbrechen musste und so endete dieser spontane Abstecher mit einem vollen Korb, einer zufriedenen Molly  und einem etwas weniger frustrierten Ich.

Einige Momentaufnahmen (20 aus 120) des heutigen Tages…

Hunde, die bellen… ein freier Tag im Wald

Heute war Ausnahmetag: ein freier Tag… seit langem mal wieder. Nach einem Termin am Morgen schnappte ich mir Molly und meinen Korb und es ging in ein nahegelegenes Waldstück – weniger in der Hoffnung großartige Funde zu machen, als viel mehr um einen Teil des freien Tages in der Natur zu verbringen. Die kleine Dita musste leider zuhause bleiben, bekam aber Besuch von ihrer Mutter Sally, ihrer Halbschwester, weil Rita vorbei kam. Somit konnte sie zumindest im Garten herumtollen. Nächste Woche steht dann die Tollwut-Impfung an und dann kann sie sie sich uns schon bald anschließen – anfangs natürlich nicht auf den langen Touren, aber bei kleineren Ausflügen kommt sie dann auch mit.

In einem vorangegangenen Beitrag beschrieb ich bereits die Struktur dieses Waldabschnitts, der durch Forstarbeiten massiv beeinträchtigt ist, doch nachdem ich in den vergangenen Jahren die ein oder andere Überraschung erlebte, wie hartnäckig manche Pilzarten sind, dachte ich mir, dass es den Versuch wert ist. Aufgrund der bereits wieder steigenden Temperaturen der letzten Tage war von den vorausgegangenen Regenfällen schon nichts mehr wahrzunehmen, aber bisschen was findet sich ja immer. Einige Rotfußröhrlinge, Maronenröhrlinge und Perlpilze wanderten als erstes in den Korb und Molly entdeckte nebenher noch die Überreste eines Eichhörnchens (?).

Als ich gerade einen unbekannten Pilz näher unter die Lupe nehme, ganz konzentriert, einige Fotos schießend, Molly neben mir im Platz verharrend, höre ich Bellen – sehr energisches Bellen, blicke auf und sehe einen Dobermann auf uns zustürmen… unschöner Moment, aber Hunde die bellen… nun gut, Molly’s Beschützerinstinkt hat sich in den letzten Wochen mehr und mehr ausgeprägt, seit Dita bei uns ist. Mit einem Satz sprang Molly auf, stürmte los, typisch geduckte Border-Haltung und wie ein schwarz-weißer Blitz in Richtung des Dobermanns, dabei wild bellend – eine Situation, wie ich sie noch nie vorher erlebte. Und der nächste Augenblick war einfach nur noch köstlich: der Dobermann kniff den Schwanz ein, winselnd und jaulend schnurstracks in Richtung seines Frauchens rennend – in dem Moment hätte ich mich vor Lachen wegschmeissen können, wenn die gesamte Situation nicht so ernst gewesen wäre 😀

Ich rief Molly zu mir, was er wohl als Rückzieher interpretierte, eine zweite Attacke folgte sogleich und prompt drehte sich Molly wieder um, stürmte in seine Richtung und verbellte ihn ein zweites und auch noch ein drittes Mal. Hmm, fiel mir gleich der altbekannte Hundehalter-Spruch “…die tut nichts, die will nur spielen.” ein.

Nach diesem Schreckmoment kehrte dann wieder Ruhe ein und wir wanderten ein Stück weiter, wo uns sogleich ein Pärchen samt freilaufenden Hund begegnete. Müssen wohl Profi-Pilzsammler gewesen sein, denn sie hatten ganz tolle Plastiktüten dabei. Eigentlich wollte ich noch hingehen und etwas über Eiweißzerfall erklären, aber manche Dinge sind sinnlos und ich schenkte es mir. Wir liefen weiter, schlugen eine neue Richtung ein, wo es normalerweise sehr ruhig ist und man keiner Menschenseele begegnet und ich beschloss ein Waldstück näher unter die Lupe zu nehmen, das uns häufig Pfifferlinge, Hexenröhrlinge, Milchbrätlinge, Maronenröhrlinge und Steinpilze bescherte – zumindest vor den Holzarbeiten. Und siehe da: Maronenröhrling und das nicht zu knapp. Und da stand dann auch schon der erste Steinpilz im total zerwühlten Waldboden, der von den Harvestern optisch nahezu vollständig zerstört ist. Soviel zum Thema Durchsetzungsfähigkeit von Pilzen unter widrigsten Einflussgrößen.

Nach knapp zwei Stunden traten wir mit einem vollen Korb den Heimweg an. Molly hatte sich gut ausgetobt, ich habe den Ausflug genossen und die Pilzvorräte beginnen sich nun auch wieder zu mehren. Die älteren Exemplare werden heute noch zu einem Waldpilzfond verarbeitet, alle jungen Exemplare werden getrocknet und in luftdichte Gläser gefüllt.

Einige Fotos des Tages – teilweise mit einem Polarisations-Filter gemacht, weil ich damit im Moment experimentiere…